Zu Erneuerbaren Energien hat inzwischen jeder eine Meinung. Windräder "verspargeln" die Landschaft. Die Erneuerbaren machen die Stromrechnung höher. Kernkraftwerke wollen wir nicht mehr. Und, und, und ...

Leider sind die meisten Meinungen nicht besonders fundiert. Und da die gesamte Branche als höchst politisch zu bezeichnen ist, stehen in den Medien meist plakative Aussagen, die fachlich leider meist ziemlich daneben sind.

Nachstehend möchte ich kurz auf einige wesentliche Aspekte eingehen. Bis an dieser Stelle weitergehende Antworten zu finden sind, sprechen Sie mich bitte an. Gerne erläutere ich Ihnen Zusammenhänge und meine Position zu verschiedenen Themen.

Erneuerbare Energien sind eine Investition in die Zukunft

Die Investition Erneuerbarer Energien (EE) wurde politisch in der Vergangenheit vor allem in Bezug auf ökologische Ziele betrachtet. Richtig ist, dass eine Mehrheit in Deutschland den Ausstieg aus der Kernenergie befürwortet. Richtig ist auch, dass Strom aus EE deutlich sauberer ist, als Strom aus fossilen Kraftwerken. Bei der wirtschaftlichen Betrachten werden jedoch wichtige Aspekte vielfach missachtet:

  1. Die Einspeisevergütung für Wind- und Solar-Strom ist in der Regel auf 20 Jahre festgeschrieben. D.h., dass diese Vergütung in 20 Jahren unverändert ist und nicht mit der Inflation steigt (in einigen Ländern gibt es eine Inflationsindexierung). Bei einer durchschnittlichen Inflation von 2% p.a. macht dies in 20 Jahren fast 50% aus.
  2. Die Weltbevölkerung wächst und mit steigendem Wohlstand geht eine überproportional wachsende Energienachfrage einher. Ohne einen weltweiten EE-Ausbau ist daher ein deutlicher Anstieg bei den Energierohstoffen vorprogrammiert. Ohne EE würde unsere Stromrechnung also deutlich steigen.
  3. Stromerzeugung aus EE weist kaum variable Kosten auf. Da diese bei der Preisbildung am Markt die kurzfristige Preisuntergrenze darstellen, verdrängt EE-Strom regelmäßig teuren fossilen Strom. Dieser als Merit-Order-Effekt bekannte Zusammenhang erklärt auch den Rückgang bei den Börsenstrompreisen.
  4. Windkraft- und Photovoltaikanlangen erhalten 20 Jahre lang eine feste Vergütung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die Anlagen auch danach noch Strom erzeugen. Dieser erhält keine feste Vergütung mehr, wird aber über die Strombörsen verkauft und drückt hier das Preisniveau.

Angebot und Nachfrage

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Das ist auch bei elektrischem Strom nicht völlig falsch aber doch deutlich komplizierter. Zwischen dem Börsenstrompreis und insbesondere dem privaten Endverbraucher Strompreis liegen Welten: diverse Umlagen (vor allem für Netznutzung und EEG), Vertriebskosten und natürlich Gewinnmarge des Versorgers.

Wenn ein privater Verbraucher auf seinem Hausdach eine Solaranlage installiert, stellt sich die Frage, wie viel Strom er selbst verbraucht und wie Erzeugung und Verbrauch auseinander gerechnet werden. Einerseits entlastet er Stromnetze, andererseits ist er aus Gründen der Versorgungssicherheit doch auf die Verfügbarkeit der Stromnetze angewiesen. Bezahlt er diese Infrastruktur nur mit dem Stromvolumen, dass er unter dem Strich einkauft, so müssen die Netzkosten je kWh theoretisch deutlich steigen.

Deutlich prominenter ist das Problem, dass Sonne und Wind eben nicht genau so vorhanden sind, wie die Stromnachfrage es erfordert. Insbesondere stürmische Zeiten zur Nacht führen so zu teilweise sogar negativen Preisen an den Strombörsen. Der Ausgleich von Produktion und Nachfrage stellt die Stromnetzsteuerung vor bisher kaum bekannte Herausforderungen. Zudem macht die Volatilität an den Strombörsen Investitionen in neue Gaskraftwerke, die wegen ihrer flexiblen Einsatzfähigkeit gebraucht werden, unattraktiv.

Lösungsansätze

Die zuvor genannten Probleme und die Lösungswege liegen dicht bei einander. Wenn immer wieder mehr marktnähe seitens der EE gefordert wird, so ist dies produktionsseitig natürlich schwierig. Dafür lässt sich aber nachfrageseitig einiges gestalten. Mit intelligenten Stromnetzen lassen sich viele private wie auch gewerbliche Verbraucher gezielt steuern. Die Infrastruktur hierfür befindet sich im Aufbau bzw. ist teilweise bereits vorhanden. Wenn beispielsweise nachts bei hohem Windaufkommen ein Überangebot an Strom besteht, so sinkt der Preis je kWh. Intelligente Haushaltsgeräte können dann Strom beziehen, wenn dieser günstig ist. Insbesondere bei Kühlgeräten ist dies ohne Komforteinbuße möglich. Ein weiterer Baustein dürfte der Ausbau der Elektromobilität sein. Die meisten Autos werden 23 Stunden am Tag nicht genutzt. Wenn Elektroautos genau dann geladen werden, wenn ein zu hohes Angebot an Strom herrscht, sinken die Betriebskosten und Strombedarf und Stromangebot werden ein weiteres Stück angenähert.

Ein weiterer Baustein ist der grenzüberschreitende Stromnetzausbau. Auch hier sind europaweit sowohl angebots- als auch nachfrageseitig ausgleichende Effekte zu erwarten. Zudem lassen sich beispielsweise Stromerzeugungskapazitäten aus deutschen Windkraftanlagen mit norwegischer Wasserkraft ergänzen bzw. ausgleichen.